Feministische Ökonomie und ökologisches Wachstum

Sie sind wie eine Art Gesprächssalon. Unsere regelmäßigen Online-Treffen. Dieses Mal stellten die tschechische und die estnische Kollegin ihre Beiträge für die Lernplattform vor. In Feministische Ökonomie wird im Kontrast zur neoklassischen wirtschaftswissenschaftlichen Schule eingeführt. Besonders markant ist der Unterschied im Menschenbild. Neoklassiker gehen von der Annahme des „Homo economicus“ aus, der stets rationale Entscheidungen frei von jedem gesellschaftlichen Einfluss trifft, seine Interessen verfolgt und unbegrenzt Bedürfnisse hat. Feministische Ökonominnen nehmen demgegenüber an, dass der Mensch ein Beziehungswesen ist, das durch verschiede Einflüsse wie Geschlecht, Alter, sozialen Status, Werte u.a. geprägt ist. Entsprechend würden die Entscheidungen des Menschen durch verschiedene Faktoren beeinflusst – schon aufgrund von ungleichen Ausgangslagen.

Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit – geht das? Was hat es mit „Grünem Wachstum“, „De-Growth“ oder „sozialen Grenzen des Wachstums“ auf sich? Und was heißt „decoupling“?Welche unterschiedlichen Ansätze für Nachhaltigkeit gibt es? Ein Thema, das lebhafte Debatten hervorrufen kann. Die Kolleg/innen brachten ihre Kenntnisse dazu ein. So zum Beispiel den Hinweis auf das Wachstumsdilemma oder auf ein sozialverträgliches, nachhaltiges „Entwachsen“ von ökonomischer Entwicklung.

Und immer wieder kamen auch methodische Fragen auf: Sind die Aussagen klar genug und leicht zu erfassen? Geht die Klarheit zulasten der Komplexität? Wie kann man beides sinnvoll kombinieren – schon um Perspektivenvielfalt zu ermöglichen? Aber ohne zu verwirren?

Nicht gerade in gediegener Salonatmosphäre, doch ein gepflegter Austausch war es auch dieses Mal, sachbezogen, von Respekt getragen und dem Interesse, Neues zu lernen.

Krisen überwinden – Zukunft gestalten

Workshop auf dem Digital-Forum der Gesellschaft für Sozioökonomische Bildung und Wissenschaft

Anstelle ihrer Jahrestagung veranstaltet die GSÖBW am 19. März 2021, 9-13 Uhr ein Digital-Forum. Zwei Vertreterinnen von weltgewandt e.V. werden das Projekt “Frischer Wind für die Ökonomie – in Europa” vorstellen. Die allgemeine Einführung wird mit der Vorstellung des entstandenen Beitrags zum Thema Geldschöpfung und zur Modern Monetary Theory (MMT) samt einer didaktischen Übung verbunden.

Informationen zum Programm und zur Anmeldung finden Sie / findet Ihr auf der Website der GSÖBW. Die Veranstaltung ist kostenfrei. Wir laden herzlich ein!

Einblicke in den Maschinenraum

Oeconomia – die Entstehung von Geld und Schulden: Die Filmemacherin Carmen Losmann stellt naiv anmutende Fragen, die doch ins Mark unseres Wirtschaftssystems treffen: Wie kommt Geld in die Welt? Wer übernimmt die Schulden? Wächst eine Wirtschaft nur, wenn die Kredite wachsen? Ist Gewinn nur möglich, wenn Menschen, Unternehmen oder der Staat sich verschulden? Wer kollabiert zuerst, unser Ökosystem Erde oder der Kapitalismus? Im Film werden grundlegende wirtschaftliche Zusammenhänge anschaulich dargestellt und durch prominente Banker bestätigt. Zu Wort kommen auch Bürgerinnen und Bürger, die diese Zusammenhänge aufspüren und kritische Fragen stellen. Ein lehrreicher Film, der doch kein Lehrfilm ist, häufig zum Schmunzeln veranlasst – und Lust macht, sich weiter mit diesen Fragen zu beschäftigen.

Bild: City of London, Wikipedia