UNSERE LERNPLATTFORM IST ONLINE

Sie möchten verstehen, wie Geld entsteht? Was die verschiedenen Facetten von Ungleichheit sind und wie man ihnen begegnen kann? Was es mit Wirtschaftswachstum, Klimawandel und nachhaltiger Entwicklung auf sich hat? Warum wir in einer „Schuldenökonomie“ leben – und wie es um globale Gerechtigkeit bestellt ist? Sie wollen endlich mal etwas über Steuern lernen, ohne dabei gähnen zu müssen? Dann tauchen Sie ein in Kurse, die wir zu diesen und weiteren Themen für Sie verfasst haben. Wir – das sind Erwachsenenbildner/innen und Forscher/innen aus sieben Ländern Europas.

Für einen Überblick über das jeweilige Thema bieten wir eine Kurzversion; außerdem Hintergrundinformationen für alle, die mehr lernen möchten. Für ganz Eilige haben wir einen Kurz-Einstieg in jeden Kurs vorbereitet. Trainer/innen der Erwachsenenbildung finden außerdem methodische Anregungen (didaktische Übungen), um sozio-ökonomische Themen in ihre Bildungsarbeit zu integrieren.

Lernen ist keine Einbahnstraße: In interaktiven Übungen können Sie Ihr Wissen vertiefen. Tauschen Sie sich über das Forum mit anderen aus. Kommen Sie über den Chat in Kontakt mit uns.

Viel Freude und wertvolle Einsichten durch unsere Kurse!

In unserem Handbuch finden Sie alle Kurse zusammengefasst.

Inflation?

Seit 2021 steigen die Preise in Europa. Schnell war von Inflation die Rede. Manche Ökonomen wollten diesen Begriff nicht vorschnell nutzen. Doch was verbindet sich mit dem Wort? Was heißt demgegenüber Deflation? Und was ist mit dem Begriff der Stagflation gemeint?

Was meint Inflation?

Inflation bezeichnet einen dauerhaften Anstieg des gesamten Preisniveaus einer Volkswirtschaft. Nicht nur die Preise für einzelne Güter oder Dienstleistungen sind betroffen, sondern alle Preise und damit das Preisniveau (der Durchschnitt der Güterpreise) insgesamt. Dabei handelt es sich um einen Prozess des Ansteigens von Preisen. Menschen können sich für den gleichen Geldbetrag immer weniger kaufen.

Wie wird Inflation gemessen?

Zugrunde gelegt wird ein Preisindex. Es gibt verschiedene. Der Preisindex für das Bruttoinlandsprodukt gibt die Preisentwicklung aller Güter und Dienstleistungen wieder, die zum BIP eines Landes gerechnet werden. Der Preisindex für die Lebenshaltung bzw. der Verbraucherpreisindex spiegelt die Güter und Dienstleistungen des täglichen Bedarfs. Dabei wurde ein sogenannter Warenkorb festgelegt. Er besteht aus ca. 650 Waren und Dienstleistungen (in Deutschland). Für die Europäische Union gilt der Harmonisierte Verbraucherpreisindex (HPVI). Dieser spiegelt die Daten der nationalen Statistikämter des Euroraums und der gesamten EU. Die Daten sind aufgrund der „harmonisierten Methodik“ vergleichbar.

Eine Übersicht über die Inflationsentwicklung der einzelnen Länder nach dem HVPI wird über EUROSTAT bereitgestellt (2013-2021). Das statistische Amt der Europäischen Union bietet auch Zahlen zur Teuerung je nach Wirtschaftszweigen (2022).

Was sind Ursachen von Inflation?

Sie sind meist vielschichtig und werden kontrovers diskutiert. Es gibt verschiedene Meinungen dazu.

Da ist die Auffassung, dass eine Ausweitung der Geldmenge im Verhältnis zum Güterangebot unweigerlich zu Inflation führen müsse. Diese Sicht wird u.a. mit dem Argument zurückgewiesen, dass es dann bereits in den letzten 20 Jahren eine große Inflation hätte geben müssen. Denn das Geldvolumen auf der Welt ist um ein Vielfaches größer als der Wert des Bruttosozialprodukts der Welt.

Weitgehende Einigkeit besteht darin, dass eine Inflation nachfrage- oder/und angebotsseitig bedingt sein kann.

Zu einer durch die Nachfrageseite einer Volkswirtschaft ausgelösten Inflation kann es kommen, wenn zum Beispiel viele Bürger gleichzeitig aufhören zu sparen und Geld für Konsumgüter ausgeben. Oder wenn Unternehmen in großer Zahl investieren und dafür Maschinen nachfragen. Oder wenn im Ausland in besonderem Maß Produkte eines Landes gekauft werden und die Produktion damit nicht Schritt halten kann.

Ebenso kann ein starker und alle Preise betreffender Preisanstieg durch die Angebotsseite einer Wirtschaft ausgelöst werden. Ein Beispiel hierfür ist die sogenannte Lohn-Preis-Spirale: Aufgrund der Marktmacht von Unternehmen dominieren die Gewinnerwartungen die Preisbildung (Profit Push Inflation). Umgekehrt können Gewerkschaften aufgrund ihrer Machtmacht (wenn vorhanden) Lohnsteigerungen durchsetzen. Akzeptieren Unternehmen nicht, dass sie dadurch geringere Gewinne machen oder können sie die gestiegenen Löhne nicht durch höhere Produktivität ausgleichen, werden sie diese höheren Kosten auf die Preise umlegen. Sie steigen. Die Vertreter der Arbeitnehmer versuchen ihrerseits, dies durch höhere Löhne auszugleichen. Und so weiter.

Inflation – Preiserhöhung

Von einer Inflation zu unterscheiden ist eine Preiserhöhung, die nur einzelne Güter betrifft oder nur in einzelnen Segmenten einer Wirtschaft auftritt. Dieser Preisanstieg kann auch zu einer Erhöhung des allgemeinen Preisniveaus führen, da einzelne Produkte Bestandteil vieler anderer Produkte sind wie zum Beispiel das Erdöl.

Die Situation 2022

Derzeit (August 2022) steigen besonders die Preise für Energie (vor allem Gas und Öl) sowie Lebensmittel. Da Energie für die gesamte Produktion gebraucht wird und da ohne die (fossilen) Energieträger ein Wirtschaften im Kapitalismus nicht möglich ist, steigen dadurch viele andere Preise.

Was sind die Gründe? Mit Beginn des Krieges in der Ukraine im Februar 2022 stiegen die Gaspreise sprunghaft an. Dies ist auf eine Gasmangellage infolge der Sanktionen gegen Russland sowie die reduzierte Liefermenge von Öl und Gas durch die russischen Betreiber zurückzuführen. Das geringere Angebot trifft auf einen in Deutschland liberalisierten Markt, so dass offenbar auch langfristige Lieferverträge von Gas an den Börsenpreis von Gas gekoppelt sind. In dieser Situation beauftragte die Regierung Deutschlands eine private Firma, die Trading Hub Europe (THE), an den Börsen in großen Mengen Gas einzukaufen. Diese starke Nachfrage eines Großkunden im staatlichen Auftrag trieb die Preise künstlich nach oben. Sie sind verzerrt. Kritiker argumentieren, dass dies hätte vermieden werden können, wenn THE wie üblich den Ein- und Verkauf von Gas über Termingeschäfte geregelt hätte.

Hinzu kommt das sogenannte Merit-Order-Prinzip auf dem Strom-Markt: Alle Anbieter rechnen nach dem Preis des teuersten Erzeugers ab. Das sind derzeit die Gaskraftwerke. Das hat zur Folge, dass zum Beispiel weit preisgünstigere Anbieter, zum Beispiel von Ökostrom, trotzdem zu hohen Preisen ihren Strom verkaufen. Durch die Berechnung der Strom-Preise machen sie hohe Gewinne, die mit leistungslosen Einkommen (Renten) gleichgesetzt werden können. Sie werden von den Verbrauchern über ihre Rechnungen gezahlt.

Eine Inflation ist daher nichts, was plötzlich über eine Gesellschaft hereinbricht. Sie kann durch unterschiedliche Entwicklungen und das Handeln verschiedener Akteure entstanden sein. Sie kann auch durch politische Fehlentscheidungen verursacht sein.

Konsequenzen einer Inflation für die Wirtschaft

Eine Inflation trifft die Menschen unterschiedlich. Wenn ihr Einkommen nicht mindestens ebenso steigt wie die Preise, können sie sich für dasselbe Geld weniger kaufen. Dies trifft besonders Menschen mit einem kleinen Portemonnaie hart. Zu ihnen gehören Erwerbslose, Familien, die von Kinderarmut betroffen sind oder Menschen in Altersarmut. Inflation schädigt ihre Existenz.

Inflation führt zu Verlusten bei den Gläubigern und zu Gewinnen bei den Schuldnern. Wer Geld oder Vermögen angelegt hat, verliert es. Denn es ist weniger wert, wenn die Preise steigen, nicht aber die Zinsen. Spiegelbildlich dazu gewinnen Schuldner, die einen Kredit aufgenommen haben. Wenn die Teuerungsrate höher ist als der Zins, zu dem ein Kredit aufgenommen wurde, zahlen sie weniger Schulden zurück. Dies kann auch den Staat betreffen, der so seine Staatsverschuldung abbauen kann.

Was heißt Deflation?

Damit wird eine umgekehrte Entwicklung bezeichnet. Die Preise sinken über eine längere Zeit und in verschiedenen Wirtschaftsbereichen, so dass das Preisniveau insgesamt sinkt. Unternehmen investieren nicht mehr, weil sie damit rechnen, dass die Preise noch weiter sinken und sie keine Gewinne machen. Ebenso halten sich Käufer zurück, weil sie erwarten, dass die Produkte und Dienstleistungen noch billiger werden. Eine Rezession droht. Doch der Wert des Geldes steigt.

Was heißt Stagflation?

Dieses Wort ist eine Zusammensetzung aus „Stagnation“ und „Inflation“. Es zeigt an, dass im Bereich der Realwirtschaft (der Produktion und dem Verbrauch von Gütern und Dienstleistungen) ein nur geringes Wachstum und oft auch Arbeitslosigkeit gibt. Die wirtschaftliche Entwicklung stagniert. Auf der Geldebene der Wirtschaft findet zur gleichen Zeit dauerhafter Preisanstieg in nahezu allen Bereichen der Wirtschaft statt.

Eine Stagflation wird häufig durch sogenannte Angebotsschocks ausgelöst. Beispiele hierfür sind die Energiekrise in Europa spätestens seit 2022 oder gestörte Lieferketten infolge der Corona-Krise 2020-2021 und andere. Dadurch kommt die Produktions ins Stocken, zugleich verteuern sich die Produkte.

Was tun gegen eine Inflation?

Ursachen bekämpfen

Zunächst gilt es, die Ursachen für den Anstieg der Teuerungsrate in den Blick zu beheben. Im Zusammenhang mit der aktuellen Situation (2022) bedeutet dies, a) Zugang zu preiswertem Öl und Gas zu gewinnen und b) die Preisbildungsmechanismen auf den Öl- und Gasmärkten zu ändern.

Politik der Zentralbank

Die Zentralbank eines Wirtschaftsraums hat die Aufgabe, ein stabiles Preisniveau sicher zu stellen. (Die Federal Reserve der USA hat außerdem Auswirkungen der Geldpolitik auf den Arbeitsmarkt zu berücksichtigen.) In „normalen“ Zeiten verfolgt die Europäische Zentralbank das Ziel einer Inflationsrate von fast 2%. Dies wird als erforderlich angesehen, um Wachstum zu ermöglichen. Kommt es zur Inflation, kann sie die Zinsen erhöhen. Dadurch werden seltener Kredite aufgenommen, seltener investiert, weniger produziert, verkauft und nachgefragt. Dies kann dämpfend wirken. Es kann aber auch eine Deflation einleiten. Diese Gefahr besteht dann, wenn die Ursachen mit einer solchen Zinspolitik nicht behoben werden können.

Tipps für jede/n Einzelne/n

Die Empfehlungen stehen in Abhängigkeit von der Vermögenssituation jeder Bürgerin/jedes Bürgers.

– Versuchen, die Situation zu verstehen, die Ursachen zu erkennen und mögliche Entwicklungen einzuschätzen.

– Bei Prognose einer längerfristig anhaltenden Inflation: langfristige Gebrauchsgüter jetzt anschaffen (z.B. Drucker, PC, Fahrrad etc.).

– Bei Erwartung einer mittelfristigen bzw. vorübergehenden Inflation: Verzicht auf den Kauf von (langlebigen) Gütern und Dienstleistungen.

(Beide Strategien sind aus der Sicht einer Einzelperson rational. Wenn viele so handeln, kann dies krisenverstärkend wirken.)

– Erwerb von Immobilien oder/und Territorium, am besten solches, das auch landwirtschaftlich genutzt werden kann.

– Zusammenschließen mit anderen zu Genossenschaften oder aktiven Freundeskreisen, die sich unterstützen und selbst Nahrungsmittel anbauen.

– Erwerb von Silber oder/und Gold, um im äußersten Fall des Währungsausfalls ein Tauschmittel zu haben.

– Vorrätig halten von Bargeld, da es aufgrund mehrerer, gleichzeitig ablaufender Krisen zu einem Bankrun kommen kann.

– Gegebenenfalls Erwerb von Aktien oder Anleihen nach ausführlicher Beratung mit verschiedenen Anbietern und z.B. Verbraucherschutzorganisationen; Berücksichtigung von ethischen Aspekten (keine Aktien für Krieg und Rüstungsindustrie) sowie wirtschaftlichen Entwicklungen (Zukunft mittelständischer Unternehmen).

– Anlegen von Krisenvorräten: Informationen sollte das Innenministerium jedes Landes bereitstellen. Andere Hinweise sind zahlreichen Internetquellen zu entnehmen.

– Keine Markenprodukte kaufen, andere sind ebenso gut, aber preiswerter,

– Nur notwendige Versicherungen und Verträge abschließen, gegebenenfalls kündigen, zum Beispiel Mobilfunkverträge, Zeitungsabos, Reparaturversicherung, Versicherungen für Glas, Brillen, Handys etc.

– Sich politisch engagieren für eine Wirtschaftspolitik, in der sich Inflation und Deflation erübrigen. Demokratie braucht Beteiligung! Die Macht der Bürger/innen ist oft größer, als sie es denken mögen.

Literatur

Brächer, Michael / Schultz, Stefan, Deutschlands teure Gashamsterei, DER SPIEGEL, 42/2022, 14.10.2022, https://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/energiekrise-nachlaessigkeit-beim-gaseinkauf-soll-preise-in-die-hoehe-getrieben-haben-a-75cee149-18c9-4658-b863-b52cf4597271 (03/09/2022)

Budzinksi, Oliver / Jasper, Jörg / Michler, Albrecht, F., Inflation, in: Gabler Wirtschaftslexikon, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/inflation-39320/version-262731 (03/09/2022)

European Central Bank | EUROSYSTEM, Inflation measurement and the strategy review, https://www.ecb.europa.eu/home/search/review/html/inflation-measurement.en.html (03/09/2022)

EUROSTAT | Euro-Indikatoren, Schnellschätzung – Oktober 2022. Jährliche Inflation im Euroraum auf 10,7% gestiegen, https://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/15131964/2-31102022-AP-DE.pdf/4675c498-4825-af49-fcfa-0aebf563cd22?t=1666964020348 (31.10.2022)

EUROSTAT, HPVI-Inflationsrate, https://ec.europa.eu/eurostat/databrowser/view/tec00118/default/table?lang=de (30.10.2022)

Merit Order, in: Wikipedia, https://en.wikipedia.org/wiki/Merit_order (03/09/2022)

Mitteldeutscher Rundfunk, Kurz erklärt – das Merit-Order-Prinzip, https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/wirtschaft/video-652078.html (03/09/2022)

Wohltmann, Hans-Werner, Stagflation, in: Gabler Wirtschaftslexikon, https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/stagflation-45364 (03/09/2022)

Wie praktisch Theorie sein kann

ITD – Innovación, Transferencia y Desarrollo lud am 21. Juli 2022 in Barcelona / Spanien zu einer Veranstaltung ein, um Interessent/innen ökonomische Bildung nahe zu bringen. Es begann mit einer soziometrischen Übung. Auf diese Weise wurde von den Teilnehmern erfragt, was sie über die verschiedenen ökonomischen Denkschulen, über die Neoklassik, die Marginalisten, Marx, Keynes und andere wissen. Dann wurde der Kurs des Teams von ITD zu verschiedenen wirtschaftswissenschaftlichen Theorien zur Diskussion gestellt. Damit verbunden war ein Blick auf die Geschichte ökonomischen Denkens. Es war für die Teilnehmer/innen verblüffend, welche Wirkungsmacht Theorie in der politischen und gesellschaftlichen Praxis haben kann. Theorie kann recht praktisch sein!

Dies wurde auch deutlich, als die Rede auf den Kurs „Strategien zur Bewältigung von Krisen“ kam. Darin wurden verschiedene Optionen reflektiert: eine staatliche Steuerung zur Förderung von Marktmechanismen oder eine Steuerung, bei der auch der Staat durch Investitionen wirtschaftliche Erholungsprozesse anstößt. Sie wurden am Beispiel Spaniens während der Krise 2007-12 debattiert. Im europäischen Horizont betrachtet, das heißt, den Einfluss der Europäischen Zentralbank, der Kommission und anderer Institutionen hinzugedacht, wurde ein Mix aus beidem festgestellt.

„Wir sollten öfter über wirtschaftliche Fragen sprechen.“ „Irgendwie nehme ich ja wahr, was geschieht. Jetzt verstehe ich es etwas besser.“ So das Feedback von zwei Teilnehmern.

Migration und Wirtschaft

Die Wirtschaftsuniversität WSEI Lublin lud am 23. Juni 2022 zu einem Event ein, um das Projekt und seine Ergebnisse einer breiteren Öffentlichkeit Lublins bekannt zu machen. Die beiden Hochschullehrer Dr. Marcin Marczuk und Prof. Tomasz Wołowiec stellten das Projekt und die inhaltlichen Teile der von ihnen verfassten Kurse zu „Europa: Wettbewerb oder Kooperation?“ und „Migration: ökonomische und soziale Effekte in Europa“ vor.

Artur Grzesiak ging auf die interaktiven und didaktischen Teile beider Kurse ein. Sodann stellte er auch die anderen Kurse der europäischen Kolleg/innen vor. Er betonte, dass die Inhalte der Lernplattform sowohl für Studierende, Erwachsene verschiedener Altersgruppen als auch Erwachsenenbildner/innen konzipiert wurden. Die Kurse mögen dazu beitragen, dass ökonomische Themen häufiger Gegenstand der auch außerschulischen Bildung bzw. Erwachsenenbildung sein mögen.

Im Austausch mit den Referenten nahmen die Teilnehmer/innen besonders auf den Beitrag zur Migration Bezug. Der Anlass dafür ist aktuell. Seit dem Krieg sind sehr viele Menschen aus der Ukraine nach Polen gekommen. Die Frage nach wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Auswirkungen ist damit keine abstrakte, sondern stellt sich konkret in der Stadt, in der man lebt.

Unsere Zukunft

Unsere Zukunft

Das Peipsi Center for Transboundary Cooperation veranstaltete am 14.06.2022 eine Diskussion zu Fragen eines umweltverträglichen Wirtschaftens heute und in Zukunft. Den knapp 40 Teilnehmer/innen – Student/innen wie auch Erwachsenenbildner/innen – wurden die beiden Beiträge vorgestellt, die eine Mitarbeiterin der Organisation für die Lernplattform des Projekts erarbeitet hatte. Zum einen ist dies der Kurs über „Öffentliche Güter und gesellschaftliche Wohlfahrt“. Zum anderen eine Abhandlung über „Wirtschaftswachstum und nachhaltige Entwicklung“.

Zum zweiten Thema entspann sich eine Debatte über „grünes“ Wachstum: Bietet dieser Ansatz eine Chance oder ist es eher ein Fallstrick? Ist es eine Illusion, eine grün-kapitalistische Wirtschaftsweise anzustreben? Hat sie überhaupt eine Zukunft? Oder ist dies der einzige sinnvolle Weg? Wenn ja, wie kommen wir dahin? Was muss sich dafür ändern? Kann der Begriff der Entwicklung weiterhelfen? Was heißt „nachhaltige Entwicklung“? Welche Akzente werden durch die unterschiedlichen ökonomischen Schulen dabei gesetzt? Der Austausch machte deutlich, dass diese Zukunftsfragen gerade junge Menschen sehr bewegen.

Der zweite Teil des Abends war den weiteren Beiträgen der Lernplattform gewidmet. Die Ausführungen waren besonders an die Erwachsenenbildner/innen gerichtet. Sie sollten ermutigt werden, wirtschaftliche Themen verstärkt in ihre Bildungsaktivitäten aufzunehmen.

„Toll, dass es solche Projekte gibt.“, „Die Plattform bietet viel Material.“

Ökonomische Bildung und globale Gerechtigkeit

Welche Rolle spielt die wirtschaftliche Bildung von Erwachsenen unter dem Gesichtspunkt der globalen Gerechtigkeit, wenn es um die kulturellen Auswirkungen von erzwungener Migration geht?

Die Partnerorganisation Financial Justice Ireland mit Sitz in Dublin, Irland, veranstaltete am 23. Juli 2022 ein Seminar/Workshop und am 27. Juli 2022 eine zweite, kleinere Veranstaltung, um die Lernplattform für Erwachsenenbildner und Gemeinwesenarbeiter (community worker) vorzustellen und zu fördern.

Einige der Fragen, mit denen wir uns beschäftigten, waren: Welche Zusammenhänge gibt es zwischen Steuervermeidung durch multinationale Unternehmen und Migration? Warum ist es wichtig, die Problematik der Staatsverschuldung und der Schuldenkrisen im globalen Norden und Süden zu verstehen, wenn man sich für wirtschaftliche und soziale Gerechtigkeit im kommunalen Kontext einsetzt? Wie können Erwachsenen- und Gemeindepädagogen, die sich mit Fragen der Migration und der Integration von Gemeinschaften befassen, Fragen der wirtschaftlichen und finanziellen Gerechtigkeit in ihre Arbeit einbeziehen? Wie funktioniert die Lernplattform? Wie ist sie aufgebaut und wo befinden sich die Leitfäden für Pädagogen/Moderatoren?

In Bezug auf die behandelten Themen waren die Teilnehmer überrascht, dass so viele Verbindungen zu den Themen Steuern, Schulden, erzwungene Migration und kulturelles Erbe hergestellt wurden. Was die Lernplattform im Allgemeinen betrifft, so wurde großes Interesse daran geäußert, sie weiter zu erforschen und als Mittel zum Abbau von Zugangsbarrieren für die Einbeziehung von Wirtschafts- und Finanzthemen in die Erwachsenen- und Bildungsarbeit in der Kommune zu nutzen.

Sozio-ökonomische Bildung in Europa

Von Mai bis Juli 2022 finden in sieben europäischen Städten, in Berlin, Wien, Prag, Tartu, Lublin, Dublin und Barcelona, Veranstaltungen zur sozio-ökonomischen Bildung statt, um die Lernplattform für sozio-ökonomische Bildung in Europa vorzustellen.

Die Kolleg/innen der beteiligten Partnerorganisationen stellen die Plattform einem lokalen Publikum vor, diskutieren verschiedene Kursthemen mit den Teilnehmern und wenden Methoden an, die sie während der Zusammenarbeit von ihren Partnern gelernt haben. Ziel ist es, Erwachsenenbildner zu befähigen, sozioökonomische Themen in ihre Bildungsarbeit einzubeziehen. Ziel ist es auch, dass die Bürgerinnen und Bürger Anregungen finden und sich mit gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Themen befassen. Die Kurse können sie dabei unterstützen, ein eigenes, reflektiertes Urteil zu relevanten und aktuellen Themen zu entwickeln. Dies geschieht in der Überzeugung, dass die Ideen aller Menschen benötigt werden, um demokratische Lösungen für die verschiedenen Krisen und Herausforderungen in Europa und weltweit zu finden.

DIE WELT UM UNS HERUM IN EINEM WIRTSCHAFTLICHEN Zusammenhang sehen

Wie lassen sich die aktuellen ökonomischen Herausforderungen und Ungleichheiten bewältigen?

Die Organisation AVITEUM mit Sitz in Prag / Tschechische Republik richtete am 22. Juni 2022 ein Seminar zur Vorstellung der Lernplattform und des Austauschs zu wirtschaftlichen Herausforderungen aus. Auf dem Programm standen unter anderem diese Fragen: Wie wirkt sich die Wirtschaft auf unser Leben aus? Haben Frauen und Männer unterschiedliche Positionen auf dem Arbeitsmarkt? Was ist feministische Ökonomie und wie kann sie zum Abbau von Ungleichheiten beitragen? Wie können wir uns über wirtschaftliche Themen informieren? Welche praktischen Werkzeuge stehen uns dafür zur Verfügung? Welche werden durch die Lernplattform angeboten? Schließlich: Wie können wir die aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen bewältigen?

Damit nahmen die tschechischen Kolleginnen Aspekte auf, die sie selbst bearbeitet haben (Feministische Ökonomie, Wirtschaftliche Stärkung von Frauen). Sie integrierten zugleich Fragen, zu denen Kolleginnen der Partnerorganisationen Kurse entwickelt haben und stellten sie einem breiten Publikum zur Diskussion.

Die Teilnehmer/innen artikulierten Zuspruch zur thematischen Vielfalt, wie sie durch die Lernplattform deutlich wird. Sie ließen auch erkennen, dass mehr Bildungsmaterialien darüber benötigt würden, wie man Ersparnisse einsetzen kann, um einen Wertverlust durch Inflation zu vermeiden. Ebenso sollte die Bereitschaft zur Aneignung digitaler Kompetenzen und kritischen Denkens gefördert werden. Vorgeschlagen wurde auch, das Thema der Geschlechtergerechtigkeit in Unternehmen aufzunehmen und auch entsprechend neue Aufrufe durch das ESF-Programm einzufordern.

Die Reflexion wirtschaftlicher Herausforderungen kann einiges in Gang setzen…

#zukunftsfähig?

Sozioökonomische Bildung zu Ungleichheit und Klimakrise

Unter diesem Titel lud die Wirtschaftsuniversität Wien am 14. Juni 2022 zu einer öffentlichen Veranstaltung in die Volkshochschule Wiener Urania, um die Lernplattform einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen und sozioökonomische Bildung praktisch werden zu lassen. Ausgangspunkt war die Feststellung, dass durch die Klimakrise sowohl die Art und Weise herausgefordert wird, wie Gesellschaften ihre Wirtschaft gestalten, sondern auch, was und wie wir über Wirtschaft lernen.

Dank der Kooperation mit der Volkshochschule waren auch nicht wenige Erwachsenenbildner/innen zugegen, die gleich zu Beginn die Methode “Ökonomisches Speeddating” kennen lernen konnten. Was sich dahinter verbirgt? Ganz einfach: Bei Musik bewegen sich die Veranstaltungsbesucher/innen im Raum (unabhängig von der Anzahl der Teilnehmer). Hört diese auf, kommt man mit der nächststehenden Person ins Gespräch. Die Fragen gibt die Trainerin/der Trainer vor.

Nach diesem interaktiven Auftakt folgte ein thematischer Impuls über “Zukunftsfähiges Wirtschaften”. Dem schlossen sich zwei Übungen an, durch die Veranstaltungsbesucher/innen wiederum zum “lernenden Mittun” eingeladen wurden: Die eine war eine Diskussion zu möglichen Maßnahmen, um soziale und ökologische Ungleichheit zu verringern. Die andere beinhaltete ein “Freewriting” über Facetten einer zukunftsfähigen Gesellschaft. Damit war das Augenmerk nicht allein auf die Analyse von Problemfeldern gerichtet. Gefragt wurde auch nach Ideen – und damit anerkannt, dass die Bewältigung all der Herausforderungen eine gesamtgesellschaftliche (Lern-)Aufgabe ist. Solcherart eingestimmt auf das Nachdenken über sozioökonomische Fragen, wurde dem Auditorium gleichsam als “krönender Abschluss” des Abends die Lernplattform vorgestellt.

Bei einem Imbiss und Getränken setzten die Beteiligten ihre Gespräche in kleiner Runde fort.

Modernes Geld und die Kontroverse um den Digitalen Euro

Am 19. Mai 2022 veranstaltete weltgewandt e.V. zusammen mit der Wolfdietrich-Schnurre-Bibliothek Berlin einen Abend zur Vorstellung der Lernplattform zur Ökonomischen Allgemeinbildung in Europa. Die Plätze waren alle besetzt, als vier Kolleginnen ihre Kurse zur Modernen Geldtheorie, Strategien zur Bewältigung von Krisen, Einführung in die Feministische Ökonomie und Wirtschaft und Klima zur Diskussion stellten. In Zeiten aufkeimender Inflation reizte gerade der Kurs zur Modernen Geldtheorie (MMT) zu Fragen aus dem Publikum. Ist eine Politik angemessen, mit der ein Staat Geld ausgibt und Arbeitsplätze schafft, auch wenn die Staatseinnahmen nicht allzu hoch ausfallen? Kann das Geld ausgeben zu Inflation führen? Nein, kann es nicht, sagen Vertreter von MMT. Warum? Das kann man am besten in dem Kurs nachlesen.

Im Anschluss daran stand ebenfalls das Geld im Zentrum des Interesses. Das Augenmerk richtete sich nun auf die Frage nach dessen Digitalisierung und das heißt, nach Plänen der Europäischen Zentralbank einen Digitalen Euro einzuführen. Welche Konsequenzen wird dies für die Bürgerinnen und Bürger haben? Was dürfte daran Fluch, was Segen sein?

Dazu wurden Gäste eingeladen, die verschiedene Positionen zu dem Thema einnehmen: Dirk Schrade von der Deutschen Bundesbank (als Teil des Systems der Europäischen Zentralbanken), Dr. Norbert Häring, Journalist und Buchautor, und Dr. Dirk Ehnts, Vorstandssprecher der Pufendorf-Gesellschaft. Letzterer stellte die ökonomische Notwendigkeit eines Digitalen Euro – das heißt, von „elektronischem Bargeld“ – in Frage. Digitales Bezahlen sei längst gang und gäbe und funktioniere gut. „Wir haben die Lösung, wissen daher nicht, was das Problem ist“ – auf das der Digitale Euro die Antwort bieten solle.

Dirk Schrade verwies auf die Gründe der beabsichtigten Einführung: a) technische Entwicklungen – es würde besonders in einigen Ländern weniger Bargeld benutzt und b) Währungskonkurrenz. Damit sprach er das Projekt Libra, jetzt Diem von Facebook (inzwischen Meta) an. Dessen weltweite Durchsetzung hätte die Macht von Zentralbanken zugunsten von Großkonzernen beeinträchtigt. Dr. Norbert Häring wiederum warnte vor der Abschaffung des Bargeldes und damit einhergehend dem Verlust von Privatsphäre. Er verwies auf die Gefahr, dass ein Digitaler Euro mit der Einführung eines Sozialkreditsystems nach chinesischem Vorbild einhergehen könne. Entsprechende Pilotprojekte würden bereits in Bologna, Rom, Wien und Bayern realisiert werden.

Die Demokratie muss verteidigt werden“, meinte Dirk Schrader und betonte, dass vieles davon abhänge, wie ein Digitaler Euro ausgestaltet werde.

Darüber und über weitere Fragen kam das Publikum anschließend mit den Referenten und untereinander bei Sommerrollen, Brezeln und Getränken ins Gespräch.