Workshop zu ökonomischer Grundbildung in Lublin/Polen
Soziale Ungleichheit, Ökologie, Klima, Wohnen, Gesundheit, Geschlechtergerechtigkeit – beinahe alles hat auch eine wirtschaftliche Dimension. Man muss keine höheren Weihen besitzen, um solche Zusammenhänge zu verstehen. Genau das ist der Ansatz unserer Kooperation von Kolleg/innen aus sieben Ländern Europas. Sie trafen sich vom 22.-26.02.22 zu einem fünftägigen Workshop in der WSEI-Universität in Lublin/Polen. Erprobt wurden Methoden der Vermittlung und Diskussion wirtschaftlicher Themen in der Erwachsenenbildung.
So konnten sich die Beteiligten in einem „economic speed dating“ zu Fragen sozialer Ungleichheit austauschen. Welchen Zusammenhang sehen sie zwischen Ungleichheit und Selbstvertrauen, welchen zwischen Klimawandel oder Gesundheit? Definitionen und Facetten des Begriffs, Aspekte zu Geschichte und Gegenwart globaler Ungleichheit, Einkommens- und Vermögensungleichheit zwischen Ländern und mehr wurden in einem anschließenden Impulsvortrag erörtert. Zur Sprache kam auch, auf welch unterschiedliche Weise die Länder zum CO2-Ausstoß und damit der globalen Erwärmung beitragen.
Dann waren Neugier und Spürsinn gefragt, als die Teilnehmer/innen die Umgebung erkundeten und dabei diese Fragen berücksichtigen sollten: „Wo kannst du Ungleichheit wahrnehmen?“, „Für wen ist die Infrastruktur (nicht) gebaut?“, „Welche Rolle spielt Geld?“, „Wo um dich herum könnte Ungleichheit gegeben sein, die du nicht sehen kannst?“.
Der darauffolgende Austausch über die Erkundungen ging über in die Erörterung von Maßnahmen zur Minimierung von Ungleichheit. Denn die Spaltung in arm und reich, gesund und nicht-gesund, beeinträchtigt – nicht beeinträchtigt etc. ist nicht nur ein moralisches Problem, das mit Demütigung für die Betroffenen einher geht. Es ist ein gesamtwirtschaftliches Problem. Ökonomien bleiben weit unter ihren Möglichkeiten, und Ressourcen werden verschwendet.
Im Verlauf der Woche wurde ein ganzer Blumenstrauß an Themen und Methoden zusammengetragen, um Bildungsmaterialien für die gemeinsame Lernplattform zu erarbeiten. Im Mittelpunkt standen Fragen zu Wachstum und Nachhaltigkeit, Steuern, verschiedene ökonomische Schulen, Migration, feministische Ökonomie und die weitere Digitalisierung des Geldes.
Nach der Erfahrung eines ausschließlich online veranstalteten Workshops im November 2020 hatte sich die Projektgruppe dieses Mal für eine Hybrid-Veranstaltung entschieden. So waren die Beteiligten aus vier Partnerorganisationen in Lublin und die Kolleginnen aus Barcelona, Dublin und Tartu (Estland) am Bildschirm dabei. Dies ermöglichte einen deutlich intensiveren, inspirierenden Austausch.
Feedback eines Beteiligten: „Jetzt habe ich eine Idee von europäischer Kooperation. Eine sehr schöne Erfahrung.“