„Das war deutlich besser, als erwartet.“ „Der Austausch und die Feedback-Kultur waren sehr gut. Die Kommentare auf die Artikel waren sachbezogen und überaus hilfreich. Das ist nicht selbstverständlich.“ „Kooperation, das ist der Sinn von EU-Projekten.“ „Die interaktiven didaktischen Teile haben mich sehr beeindruckt.“ „Gute Atmosphäre trotz Online-Kommunikation.“
Eine Woche lang, vom 16.-20.11.2020, verständigten sich die Projektbeteiligten aus sieben Organisationen in sieben Ländern Europas über die ersten sieben Beiträge zur Lernplattform. Coronabedingt musste der Workshop mehrfach verschoben werden und nun online stattfinden. Zur Diskussion standen Abhandlungen zur Modern Monetary Theory (MMT), zu Schulden, Europa und dem globalen Süden, Wirtschaftlichen Strategien zur Bewältigung von Krisen, Perspektiven auf die Zukunft Europas: Wettbewerb oder Kooperation?, zu Öffentliche Güter und Sozialer Wohlfahrt, Klima und Wirtschaft und dem Empowerment von Frauen als Akteur:innen im Wirtschaftsgeschehen.
Multiperspektivisch: was meint das?
So vielfältig die Themen, so verschieden sind die Zugänge, die die Autor:innen wählten. Sind die einen mit dem neoklassischen Ansatz sozialisiert und mit dem Bezug auf mehrere theoretische Rahmensetzungen in einem Artikel weniger vertraut, so tendieren andere zu (post-)keynesianischen Perspektiven und kontrastieren sie mit neoklassischen Argumenten. Gibt nur eine Sicht? Wie sind Bildungsmaterialien am besten zu gestalten, so dass Leser:innen „wissen, woran sie sind“ und nicht überwältigt werden? Das unaufgeregte, recht häufige Gespräch über diese Fragen förderte das Erkunden der anderen Perspektiven und die Reflexion der eigenen. Sicher ist schon jetzt: Die Lernplattform wird eine Art Gesamtkunstwerk.
Online-Didaktik
Erfrischend und erfahrungsgesättigt führte die irische Partnerin in den Gebrauch interaktiver Online-Tools ein. Mentimeter, speakeasy, jamboard und padlet fanden sogleich Anwendung beim Versuch, die ausgearbeiteten didaktischen Teile der Bildungsmaterialien gemeinsam online zu erproben. Es ging erstaunlich gut. Die Teilnehmer:innen erfuhren, dass Deutschland weltweit am meisten Braunkohle verbrennt, rund 80% des globalen Primärenergieangebots aus fossilen Brennstoffen besteht, übten sich in Bankbilanzen, debattierten Krisenszenarios und trugen Makro- und Mikro-Faktoren zusammen, die es für eine Unternehmensgründung zu bedenken gilt. Und vieles andere mehr. Die Materialien werden unter Berücksichtigung der Rückmeldungen nun überarbeitet und Anfang 2021 über die Lernplattform zugänglich gemacht.
Online-Workshops: eine unsinnlich-sinnliche Erfahrung
Dennoch: ein Online-Workshop kann überbrücken, doch die Intensität und Vielseitigkeit eines ‚realen‘ Austauschs nicht ersetzen. Längst nicht alle didaktischen Teile konnten gemeinsam angewandt und diskutiert werden. Es fehlten die Gespräche zu zweit oder in Kleingruppen beim Essen oder abendlichen Ausklang, die sich so positiv auf das Gruppengeschehen auswirken. Es fehlten die Ideen der Pausengespräche und die Möglichkeit, einzelne Themen zu vertiefen. Im Online-Workshop kann man zwar sich selbst sehen, doch anderen nicht in die Augen gucken. Die meisten aus der Gruppe kannten sich bereits. Das war unser Vorteil.
Sozioökonomische Bildung ist Demokratiebildung
Unser Ziel ist es, wirtschaftliche Zusammenhänge verständlich zu machen. Gerade in Zeiten tiefgreifender Umbrüche, von Klimawandel, Veränderungen durch Digitalisierung, zu erwartende negative Folgen der Corona-Krise für die Wirtschaft und die soziale Sicherheit der Bürger:innen mag dies darin unterstützen, nicht in Deutungen von Wirklichkeit zu verfallen, die mit der Geringschätzung anderer Menschen oder Gruppen einher gehen.